Ich widme diese Schrift der Wahrheit und allen Menschen, die sie suchen

 

Das Kriterium (S.13)

... prüfen muß der Mensch, wenn er sich seine innere Freiheit erhalten will, ob Wort und Tat übereinstimmen. Es gibt nicht den Zweck, der die Mittel heiligt, wie so oft beschönigt wird! - Ob das, was die Lehre aussagt, gelebt wird, das ist das Kriterium.

 

Heiliger Vater? (S. 14)

Von Jesus wird überliefert, daß er sagte, wir sollten niemanden "Vater" nennen, außer unseren Vater im Himmel, und wir sollten niemanden als heilig bezeichnen, denn nur der Eine sei heilig, eben, unser Heiliger Ewiger Vater im Himmel. Wie finden Sie denn das, daß man Sie trotz dieser klaren Aussage Jesu als "Heiliger Vater" anspricht?

 

Die angeblichen Nachfolger Jesu (S. 17)

Jesu Aussage: "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen", ... . Nun sollte man doch meinen, daß der Abglanz des Gottesgeistes auch in seinen Nachfolgern sichtbar wird, und zwar insbesondere im Ausdruck und Leben der sogenannten Würdenträger. Ich will nicht süffisant sein, und diesen Satz deshalb einfach so stehen lassen. Aber den Anspruch auf Vorbild, auf christliche Lebensschulung, auf Heilung,  auch auf den wegweisenden Umgang mit dem Mitmenschen und der Natur, diesen Anspruch müßte doch eine Kirche, die sich christlich nennt, erfüllen.

 

Der Stammbaum Jesu (S. 19)

Sie beginnen Ihr 1. Kapitel mit der Taufe Jesu und mit dem Hinweis auf den "Stammbaum, Abrahams- oder Davidsstammbaum". - Sie trennen zwar Weltgeschichte und Heilsgeschichte. Trotzdem scheint das Thema für Sie von Interesse zu sein, und das wundert mich. Die Katholische Kirche lehrt die Jungfrauen-Geburt, sie lehrt also, daß Jesus nicht von einem Manne gezeugt wurde. Wie also kann dann ein Bezug zu einem väterlichen Stammbaum hergestellt werden und überhaupt von Interesse sein?

Für mich, die ich nicht an eine Jungfrauen-Geburt glaube, ist der Bezug zum Stammbaum, auf Abraham und David zurückgehend, durchaus interessant. Aber die Kirche hat den Vorgang der Zeugung seiner Heiligkeit längst beraubt und muss sich nun den Hinweis auf diese Widersprüchlichkeit gefallen lassen.

 

Das Evangelium vom Reich Gottes (S. 25)

Der Bruch zwischen Altem und Neuem Testament ist ein künstlicher Bruch. Die Wahrheit war vor Jesu bekannt, und Menschen in allen Welt-Gegenden und allen Religionen gaben davon ein mehr oder weniger klares Zeugnis, je nach Bewußtseinsstand.

Lesen wir allerdings heute das Alte Testament, so kostet es große Mühe, aus der Schriftenfülle, aus den Fehl-Übersetzungen, Fehl-Verständnisse und politischen Interpretationen noch die Anteile der allzeit gültigen ewigen Wahrheit herauszufinden.Wer aber diese Wahrheits-Anteile zusammenfügen kann und will, wird herausfinden, daß es eben keinen Bruch zwischen jüdischer Wahrheit und christlicher Wahrheit gibt,... .

Die Erlösung, die Rückführung der Verdichtung der Materie zurück in das geistige Reich, hat nicht erst mit der Inkarnation Gottes auf der Erde begonnen. Man ahnt heute, und die Wissenschaft macht Fortschritte in der Beweisführung, daß das Universum unfaßbar größer ist, daß die Erde und die Menschheit unfaßbar älter sind, als man bisher wußte. Somit ahnt man, daß die Schöpfungsgeschichte der Bibel als Gleichnis aufzufassen ist. So mag ein Tag der Schöpfungsgeschichte nach unserer Zeitrechnung durchaus ein paar Millionen Jahre bedeuten.

Obwohl Sie sagen, dieses "Das Reich Gottes ist nahe" sei eine zentrale Aussage des Evangeliums. - Sagen Sie mir bitte, sehr geehrter Herr Ratzinger, können Sie es denn in Ihrer Kirche sehen, können Sie es in den sogenannten christlichen Ländern finden? Ich muß blind sein - ich kann das Reich Gottes weder in der Geschichte Ihrer Kirche finden, weder in den politischen noch religiösen Machtstrukturen der christlichen Länder, ich sehe das Reich Gottes weder unter den Armen Südamerikas noch in anderen von sogenannten Christen missionierten Ländern.

Der Weg zum Reich Gottes ist ein Innerer Weg, eine Entscheidung zum geistigen Weg, und ... verzeihen Sie mir, sehr geehrter Herr Ratzinger, ich meine nicht Ihre Person, nur Ihr Amt und die Ämter anderer sogenannter "Heiliger Männer" ... die äußeren Religionen sind die größten Versuchungen und Hindernisse, weil sie ihren Gläubigen "Steine statt Brot" geben.

 

Die Bergpredigt (S. 29)

Sie, sehr geehrter Herr Ratzinger, haben das für die Kirche so heiße Eisen der Bergpredigt angefaßt! - Wenn ein Kritiker oder Suchender nach der Verwirklichung dieser Predigt-Lehre fragt wird zumeist auf Franz von Assisi oder Mutter Theresa verwiesen! Ja, wie schön, daß die Kirche diese beiden Menschen als ihr zugehörig vorweisen kann! Es gibt noch mehr Menschen, auch in der Katholischen Kirche, die versuchen, die Bergpredigt zu leben. Aber tut es denn die Leitung der Kirche? Dann dürfte es wohl kaum eine Amtskirche sein, wie wir sie eben heute kennen. Sie winken ab, wenn auf die mit Blut, Tränen, Kriegen und Scheiterhaufen geschriebene Geschichte verwiesen wird, weil Sie es schon zu oft gehört haben? -

Nun, die große Hoffnung auf die Erneuerung der Kirche von Innen, auf das Aufleben immer neuer Gruppen, die ihre Hoffnung auf eben diese Erneuerung setzen, auf die Bewegung der Ökumene, auch das Bemühen um das Konzept der "Arbeiterpriester sind noch Zeitgeschichte, ebenso wie die Skandale um die Theologie der Befreiung in Südamerika, und vieles andere. Werden heutzutage die Maßstäbe der Bergpredigt angelegt, ehe man einem der Prediger, die den geistigen Inhalt der christlichen Lehre aus ehrlichem Herzen suchen, die Lehrerlaubnis entzieht?

Eine Meisterleistung in Sachen Spitzfindigkeit finde ich Ihre Ausführungen, wenn Sie als Rechtsgelehrter zurückkehren zu den Lehren der Bergpredigt.

Wissen Sie, wenn mir jemand sagt, er sei kein Christ, er wolle auch nicht die Nachfolge Jesu antreten, er lebe als ordentlicher Staatsbürger, und das genüge ihm, nun, dann wünsche ich ihm, daß er in Frieden seines Weges ziehen kann, und die Sache ist für mich erledigt. Jeder Mensch kann, darf und soll seinen eigenen Weg finden. Wenn aber jemand von sich sagt, er sei Stellvertreter Gottes auf Erden, dann muß er sich gefallen lassen, daß man von ihm erwartet, daß er Gottesrecht über Menschenrecht stellt.

 

"Das Geheimnis des fünften Evangeliums" -
und "Warum die Bibel nur die halbe Wahrheit sagt." (S.43)

Ausführliche Zitate aus der Schrift von Frau Professor Elaine Pagels, einer Autorin, die willens und in der Lage ist, Christentum und Kirche zu trennen und die die Widersprüche der Evangelien von Johannes und Thomas herausarbeitete.

 

Gedanken und Fakten zur Kirchengeschichte (S. 59)

Die Tragödie des später so genannten Christentums beginnt, wenn man es genau nimmt, schon zu Lebzeiten des Jesu von Nazareth. Schon damals gab es selbst unter den Anhängern Jesu nur sehr wenige Menschen, die seine geistige Botschaft verstanden. Die weitaus meisten Sympathisanten erwarteten ganz irdische Vorteile: Die Befreiung von der Fremdbesatzung, den König, den Revolutionär, Hilfe in Not und vor allem Heilung von allen möglichen Krankheiten - ein besseres Leben also, vor allem auch durch eventuelle Machteinschränkung der damals extrem mächtigen Priesterschaft, eventuell auch noch einen Bonus für das Jenseits.

So formierte sich schon in früher Zeit eine Amtskirche (S. 63), die selbst einen Origines zum Schweigen brachte.

 

Reinkarnation (S. 69)

Ein zweitausend Jahre altes Thema für die Christenheit? Warum wohl wird so erbittert darum gekämpft, dieses geistige Wissen nicht aufkommen zu lassen, oder, in manchen religiösen Richtungen zumindest so zu verzerren, dass auch dort aus dem Licht wieder Finsternis und Angst werden?

Nun, die Antwort scheint mir einfach und offensichtlich. Die Reinkarnation ist ein Macht-Thema. Um wieviel leichter lassen sich Menschen einschüchtern und an Glaubenssätze binden, wenn man sie glauben läßt, dieses aktuelle Leben sei die einzige Chance!

 

Werdegang einer ehemals geistig ausgerichteten, reinen Lehre (S. 78)

Fragen und Gegebenheiten die für den Katholiken noch heute relevant sind:
Wie aus Gelehrten-Streit bittere Not für den Einzelnen werden kann, zeigt sich auch in der Frage des Zölibates. Hat Jesus das gelehrt? Welche tausendfachen Gewissensnöte bei den kleinen Leuten, welche Unaufrichtigkeit, welcher Sumpf an Machtspielen bei den sogenannten Großen wurde damit geschaffen!

Und was hat es mit der in Zeiten der Ketzer- und Hexenverfolgungen so praktischen Ohrenbeichte auf sich?

Und was hat es mit der schon für Schulkinder so schwierig zu glaubenden Dreifaltigkeitslehre auf sich? Hat Jesus je von 3 Göttern gesprochen, einem Gott - Vater, einem Gott - Sohn, einem Gott - Geist, letzterer vorwiegend in Gestalt einer Taube dargestellt?

Und was sagen Sie eigentlich selbst zu Ihrer angeblichen Unfehlbarkeit ex cathedra? Glauben Sie es denn selbst? Der Anspruch ist ja noch nicht alt. Er war ein politischer Schachzug.

Und wie ist das mit dem bis heute praktizierten Reliquienkult? Von Jesus wird ein Satz überliefert, an einen seiner Jünger gerichtet: "Laß die Toten ihre Toten begraben, du aber folge Mir nach". Damit war ganz sicher nicht das würdige einfache Begräbnis gemeint; es gilt den Sinn des Wortes zu finden, und das scheint mir nicht gerade schwierig: nämlich die geistig Toten mögen die materiell Toten begraben (d.h. Totenkult betreiben), der wahre Jünger möge dem Leben nachfolgen. Wie geistig tot muß man sein, wenn Jahrhunderte alte Knochen verehrt werden?

 

Prophetie (S. 83)

Die Bezeichnung "Prophet" wird von vielen Menschen verschieden und teils unklar gedeutet. Manche verstehen unter einem Propheten denjenigen, der künftige Ereignisse vorhersagt. In der esoterischen Szene wird oft das Innere Wort, gleich welcher Provenienz, als Prophetie bezeichnet. Ich spreche im Folgenden von der echten Gottesprophetie, mit der die Kirche seit ihrem Bestehen ihre Schwierigkeiten hat, genau wie es im Alten Testament von der jüdischen Priesterschaft berichtet wird. Schon damals wurden die Propheten verlacht, verhöhnt, für geisteskrank gehalten, schließlich verfolgt und getötet.

Und doch wird von Jesus die Verheißung überliefert: "Ich hätte euch noch vieles zu sagen, aber ihr könntet es nicht verstehen. Wenn aber der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in alle Wahrheit führen!"

 

Licht im Dunkel kirchlicher Machtstrukturen (S. 96)

Ich nehme hier als Beispiel Teresa von Avila; sie wurde ja, wie schon besprochen, von der Kirche als Kirchenlehrerin anerkannt, (wenn auch die Kirche dazu 500 Jahre Bedenkzeit brauchte), und was mir besonders wichtig erscheint, sie hat, wie kaum von jemand anderem beschrieben, den Inneren Weg gelehrt.

... Sie spricht nicht von Wahrheit als feststehender Erkenntnis, der sich der Hörer beugen muß - sie spricht von einem Weg. Ein Weg, der sich, wie es eben ein Weg an sich hat, ständig verändert. Der Standpunkt, das Erkennen verändert sich dadurch, dass man einen Weg geht. In unserer heutigen Sprache wird von Bewußtseins-Erweiterung gesprochen.  Dadurch erübrigt sich theologische Festschreibung. Wir diskutieren nicht mehr über absolute Wahrheit - die wir, eingebunden in das Menschsein, sowieso nicht erreichen können, sondern wir sprechen von einem Weg, der sich durch die Befolgung der Wegweisung, durch die Befolgung der geistigen göttlichen Gesetze ergibt.

 

Scherbenhaufen oder Zeitenwende? (S. 98)

.... Taumelt die Weltgemeinschaft ihrer Selbstzerstörung entgegen? Dagegen steht, seit Jahrhunderten angekündigt, die Vision von der Zeitenwende! ... Diese Vision von der Neuen Zeit beinhaltet auch eine Evolution des Wissens auf allen Gebieten, ...
... Auch hier wieder ist es nicht das offizielle sogenannte Christentum, die Kirche, die diese Vision anbietet und damit dem Einzelnen das Leben lebenswert macht, es sind die derzeit noch als Randerscheinungen  anzusehenden geistig ausgerichteten Menschen, die sich bemühen, ihre Spiritualität im Alltag zu verwirklichen, und es sind einzelne Vertreter der Wissenschaft, die zunehmend den Geist, der die Materie durchströmt, erkennen und ein neues Menschenbild der Entwicklung und der Hoffnung zeichnen.